Unsichtbar sein
Ein Thema, mit dem wir uns in der Ausbildung beschäftigen werden, ist Sichtbarsein und Nichtsichtbarsein. Vielen Dank, dass ihr das mit Signal so gut gemeistert habt – das ist bereits ein erster Teil dieser Übung. Bei Signal lässt sich einstellen, dass Nachrichten nach einer bestimmten Zeit automatisch verschwinden und gelöscht werden – ähnlich wie die Spuren eines Wanderers, die verblassen, wenn die Sonne den Schnee schmelzen lässt.
„Ein guter Wanderer hinterlässt keine Spuren.“
Laozi, „Tao Te King“, Kapitel 27
Ich habe meinen Buddhistischen Weg mit Zeg begonnen. Im Zen gibt es ein zentrales Ideal keine Spuren in der Welt zu hinterlassen. Es steht für die Idee der Vergänglichkeit, der Nicht-Anhaftung und des völligen Einsseins mit dem gegenwärtigen Moment.
Das steht in deutlichem Kontrast zur Kultur von Social Media, wo es gerade um maximale Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit geht, die man um jeden Preis zu erreichen versucht.
Wenn ihr später einmal in der Medizin arbeiten möchtet, wird sich euch die Frage stellen: Social Media – ja oder nein? Keine Spuren hinterlassen oder weithin sichtbar sein? Ich habe mit Gabriele länger darüber gesprochen, und wir haben uns das Phänomen genauer angesehen. Wir haben uns entschieden, auf klassisches Social Media komplett zu verzichten und unsere Webseite im buddhistischen Stil nüchtern, informativ und schlicht zu halten.
Set&Setting, der Arbeitgeber von Gabriele, geht da einen deutlich anderen Weg. Dort könnt ihr euch ein sehr gutes Social-Media-Marketing eines Unternehmens anschauen, das im Bereich Medizinarbeit tätig ist.
An einer Stelle wird für euch sicherlich die Frage „keine Spuren hinterlassen oder eher unauffällig sein?“ relevant. Selbst wenn die Legalisierung in den nächsten Jahren wie geplant und vermutet kommt, werden wahrscheinlich die wenigsten von euch das nötige Kapital haben, um eine Lizenz zu erwerben und in dem Bereich zu arbeiten. Es wird also weiterhin ein Bereich bleiben, der ähnlich wie bei Schulmedizin vs Heilpraktikern sich gestallten wird. Es wird also eine gewisse Spannung geben, und es wird vorteilhaft sein, eher leise, still zu agieren.
weitere Zitate
„Der höchste Weg ist nicht schwer für den, der keine Vorlieben hat.“
– Sengcan, Dritter Patriarch des Zen, aus dem „Xinxin Ming“ (6. Jh.)
„Ein guter Wanderer hinterlässt keine Spuren.“
– Laozi, „Tao Te King“, Kapitel 27
„Lass alles los. Geh in der Welt, als hättest du keine Füße.“
– Dōgen Zenji (1200–1253), Gründer der Sōtō-Zen-Schule
„Wenn du gehst, geh einfach. Wenn du sitzt, sitze einfach. Aber vor allem, schwanke nicht.“
– Yunmen Wenyan (864–949), chinesischer Zen-Meister
„Der Weise lebt, als wäre er nie geboren worden.“
– Chuangzi (Zhuangzi), daoistischer Philosoph (4. Jh. v. Chr.)